Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde vor allem der Opfer des Nationalsozialismus in der Polizei und Gendarmerie gedacht. Die eigene Täterschaft blieb lange unaufgearbeitet. Heute wissen wir, dass die Polizei eine zentrale Rolle bei der Durchsetzung und Aufrechterhaltung der nationalsozialistischen Herrschaft spielte. Ihre "Ordnung und Sicherheit" baute auf Überwachung, Unterdrückung und Terror auf. Die Polizei verfolgte, inhaftierte und tötete Menschen, die das Regime als "Gegner" betrachtete. Dazu zählten auch Kollegen, die anderen politischen Lagern angehörten, Widerstand leisteten oder Menschen in Gefahr halfen. Österreichische Polizisten und Gendarmen waren maßgeblich am Holocaust beteiligt – und wurden nach dem Krieg häufig nicht dafür zur Verantwortung gezogen.
Die Ausstellung gibt einen Überblick über die Organisation, die Aufgaben und die Gesinnung der Exekutive im Nationalsozialismus samt den Brüchen und Kontinuitäten vor und nach der NS-Herrschaft. Anhand von Biografien zeigt sie die Schicksale und Verhaltensweisen österreichischer Polizisten und Gendarmen – von Freiheitskampf bis hin zu Tyrannei und Mord. Dabei geht es insbesondere darum, unterschiedliche Perspektiven und Handlungsspielräume aufzuzeigen.
Für das Graz Museum wurde die Ausstellung um einen eigenen Teil erweitert. Auch in Graz, der "Stadt der Volkserhebung", zeigte sich schon früh die Unterwanderung der Polizei durch nationalsozialistische Anhänger. Unmittelbar nach dem "Anschluss" begann die ideologische Gleichschaltung der Exekutive und schließlich auch der Bevölkerung durch Polizeigewalt. Es werden wesentliche Aufgaben, zentrale Orte und beispielhafte Biografien der Grazer Polizei im Nationalsozialismus dargestellt.
Die Ausstellung entstand im Rahmen des Forschungsprojekts “Die Polizei in Österreich. Brüche und Kontinuitäten 1938–1945”, initiiert vom Bundesministerium für Inneres und durchgeführt an der Universität Graz/Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung in Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und dem Mauthausen Memorial. Sie wurde gefördert durch das Bundesministerium für Inneres und den Zukunftsfonds der Republik Österreich.
Grazmuseum
Sackstraße 10, 8010 Graz
Laufzeit: 03.10.2024 – 05.03.2025
Projektsteuerung und wissenschaftliche Begleitung: Barbara Stelzl-Marx
Projektleitung und Kuratorin: Martina Zerovnik
Foto © Grazmuseum